20 Jahre Landesvorsitz

 

Das Mitteilungsblatt der Sächsischen Krebsgesellschaft im Gespräch mit Frank Mädler, Vorsitzender des Landesverbandes der Kehlkopfoperierten Sachsen e.V.

 

 

SKG: Herr Mädler, Sie sind seit 20 Jahren Vorsitzender des Landesverbandes der Kehlkopfoperierten Sachsen. Wie kam es zur Gründung des Landesverbandes der Kehlkopfoperierten und wie hat er sich entwickelt?

 

Frank Mädler: Im Jahr 1983 wurde bei mir Kehlkopfkrebs diagnostiziert. Im Jahr 1984 folgten daraufhin 60 Bestrahlungen – es schloss sich eine "Ruhephase" bis 1988 an, in der keine Probleme auftraten. Im Februar 1989 schließlich wurde die Totaloperation des Kehlkopfes durchgeführt. Nach der OP lernte ich die späteren Mitstreiter Klaus Fiedler und Wolfgang Sachse kennen, mit denen ich die Verbandsgründung ins Auge fasste. Zusammen mit dem 1. Vorsitzenden Helmut Schlegel, der bereits seit den 1970er Jahren den Versuch unternommen hatte, einen Verband zu gründen, stellten wir zuletzt im November 1989 einen Förderantrag. Noch in diesem Jahr erfolgte die Kontaktaufnahme mit dem Bundesverband in der BRD. Nach Bewilligung des Förderantrages gründete sich am 24.01.1990 der erste Krebsverband der DDR. Hier übernahm ich ab 1990 Aufgaben im Vorstand und auch anschließend als Bezirksvorsitzender, bevor ich ab 1992 parallel zu meiner beruflichen Tätigkeit das Amt des Landesvorsitzenden übernahm. In dieser Anfangszeit war vor allem die Zusammenarbeit mit dem Bundesverband von Bedeutung, denn dieser unterstützte uns nicht nur materiell und finanziell, sondern vor allem auch durch hervorragende Schulungen. Aber auch zu anderen Verbänden, etwa dem Bayrischen Landesverband, entwickelten sich rasch sehr gute Beziehungen, die halfen, durch Information und Austausch auch die Arbeit unseres Verbandes voranzubringen.

 

SKG: Was sahen Sie in dieser Zeit als dringlichste Aufgabe Ihres Verbandes?

 

F. M.: Die Unterstützung des Landes Sachsen für Verbände entwickelte sich nach der politischen Wende hervorragend. Schwieriger gestaltete sich jedoch noch die Zusammenarbeit mit Kliniken. Dort war ein Umdenkprozess bezüglich der Einbindung von Patienten in die Therapieentscheidung notwendig. Vor dem Hintergrund noch in Entwicklung befindlicher, aber sich stetig verbessernder Versorgungsstrukturen, sahen und sehen wir einen wichtigen Aspekt der Arbeit in der Information des Patienten vor und nach der Operation. Aus heutiger Sicht kann man sagen, dass fast alle Kliniken ein gutes Zusammenspiel mit den Verbänden praktizieren. Bei 250 Operationen pro Jahr in Sachsen werden die Patientenbetreuer ständig gefordert.

 

SKG: Herr Mädler, wie sieht die Struktur der Kehlkopfoperierten in Sachsen aus?

 

F. M.: Übergeordnet gibt es in Sachsen den Landesverband der Kehlkopfoperierten. Es gibt vier Bezirksverbände (Chemnitz, Dresden, Leipzig, Riesa), in denen 13 Selbsthilfegruppen organisiert sind.

 

SKG: Herr Mädler, Sie engagieren sich auch abseits des Landesverbandes der Kehlkopfoperierten, sind Träger zahlreicher Auszeichnungen wie dem Bundesverdienstkreuz. Worin liegt der Schwerpunkt Ihres Engagementes?

 

F. M.: Wichtig finde ich zum Einen Handeln im "Europäischen Sinne": zwischen 1992 und 2001 organisierte und begleitete ich 39 Konvois mit einem Wert von 6,5 Millionen Euro in das Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens. Auf internationaler Ebene engagierte ich mich in der Europäischen Konförderation der Laryngektomierten (CEL). Auch individuelle Einsätze sind mitunter möglich, beispielsweise bei der Beschaffung einer Erstausstattung für Kehlkopfoperierte. In Deutschland kostet diese 3.000 Euro und wird von der Kasse getragen. In anderen Ländern, wie in Polen, Griechenland und der Schweiz, ist dies keine Selbstverständlichkeit. Wussten Sie, dass es in Griechenland ein einziges Krankenhaus gibt, das Kehlkopfkrebs- Fälle operiert?

 

SKG: Und wie schätzen Sie den aktuellen Stand der Selbsthilfe allgemein und speziell in Ihrem Verband ein?

 

F. M.: Als Hemmnis für die Weiterentwicklung in der Selbsthilfe empfinde ich den fehlenden Nachwuchs im Ehrenamt. Gegenüber 1990 hat der Enthusiasmus in der Selbsthilfe ab zirka dem Jahr 2000 spürbar abgenommen, was nicht zuletzt einer besseren Versorgung in Deutschland zugeschrieben werden darf. Gleichzeitig hat die Aufklärung in der Medizin hierzu beigetragen. Zu beobachten war in den letzten Jahren aber leider auch eine zunehmende Bürokratisierung in der Selbsthilfe. Trotz dieser Probleme kann allerdings als positiv festgehalten werden, dass die Selbsthilfe sich allgemein auf hohem Niveau bewegt und es keine Unterschiede zu der Arbeit in den westlichen Bundesländern gibt – auch deswegen, weil von Anfang an keine künstlichen Unterschiede geschaffen wurden, sondern stattdessen immer auf Augenhöhe miteinander umgegangen werden konnte. Für die Zukunft wünschen wir uns die verstärkte Einbringung des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz sowie der nachgeordneten Einrichtungen bei Entscheidungen zur Selbsthilfegruppenarbeit.

 

SKG: Wir bedanken uns für das Interview und wünschen Ihnen persönlich sowie für die Arbeit des Verbandes weiterhin alles Gute.

 

F. M.: Vielen Dank. Wir freuen uns auf die weitere sehr gute Kooperation mit der Sächsischen Krebsgesellschaft, die sich in den letzten sechs Jahren enorm entwickeln konnte, etwa im Bereich von Veranstaltungen. Das Mitteilungsblatt schätzen wir als wichtige und objektive Plattform, mit der wir für Akteure der Selbsthilfe und der professionellen Hilfe erreichbar sind.